Patientinnen und Patienten informieren und Transparenz unter den deutschen Krankenhäusern herstellen – diese Idee steht hinter dem Deutschen Krankenhaus Verzeichnis (DKV). Gestartet im Jahr 2002, feiert das DKV dieses Jahr Jubiläum. Wir beleuchten die Entwicklung des Deutschen Krankenhaus Verzeichnisses und richten den Blick nach vorn.

 

Die Bedeutung der Krankenhäuser in unserem Gesundheitssystem ist unbestritten. Mit den gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsberichten schaffen die Krankenhäuser Transparenz zur Struktur, zu den Leistungen und zur Behandlungsqualität. Da die Daten der Qualitätsberichte im maschinenlesbaren Format für den Laien nur schwer verständlich und auswertbar sind, bedurfte es einer Lösung, um der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit einzuräumen, sich webbasiert und mit wenigen Klicks einen Überblick über die medizinische Leistungsstruktur der deutschen Krankenhäuser zu verschaffen. Vor diesem Hintergrund wurde 2002 das Deutsche Krankenhaus Verzeichnis ins Leben gerufen. Das Verzeichnis steht seither für Tagesaktualität und Unabhängigkeit, alle Daten stammen von den Krankenhäusern selbst.

Zeitstrahl Entwicklung Deutsches Krankenhaus Verzeichnis

Startschuss 2002

Im Januar 2002 wurde der Euro als Währung in Umlauf gebracht, das Finanzierungssystem der Krankenhäuser stand kurz vor der Einführung der Fallpauschalen und am 10. Dezember 2002 ging das Deutsche Krankenhaus Verzeichnis online. Suchenden stand erstmals eine webbasierte Datenbank für Recherchen auf der Internetseite der DKTIG zur Verfügung. Ein Meilenstein für die damalige Zeit, in der gerade einmal 41 Prozent[1] der Deutschen mindestens einmal täglich das Internet nutzten.

Wir sprachen mit Patricia Guckelmus, Referentin der Saarländischen Krankenhausgesellschaft und seinerzeit auch Mitarbeiterin der DKTIG in Saarbrücken, über die Anfänge des Deutschen Krankenhaus Verzeichnisses.

„Ich erinnere mich noch, wie wir in der Anfangszeit, als es noch keine Online-Möglichkeit zur Erfassung von Krankenhausdaten gab, Daten mittels CD erhoben haben. Wir haben an alle Krankenhäuser in Deutschland eine CD verschickt, die anschließend wieder mit Daten an uns zurückgesendet werden musste. Eine Hürde, die wir 2007 mit der Einführung der Erfassungssoftware für der Qualitätsberichte überwinden konnten. Diese diente zwar in erster Linie zur Erfassung für die ab diesem Zeitpunkt verpflichtend zu erstellenden Qualitätsberichte, lieferte aber als „Nebenprodukt“ auch Daten für das DKV. Dadurch wurde das DKV zum ersten Krankenhausverzeichnis, das auf den Daten der Qualitätsberichte beruhte und einen umfassenden und transparenten Überblick über das Leistungsgeschehen der Krankenhäuser bot.“ – Patricia Guckelmus

Neue Funktionalitäten ab 2005

Bereits im Jahr 2005 kamen neue Funktionen wie die englische Sprachversion hinzu, so dass auch ausländische Besucher in Deutschland im Notfall oder internationale Patientinnen und Patienten bei hochspezialisierten Eingriffen ein entsprechendes Krankenhaus finden konnten.

Umstellung der Datenerfassung auf Qualitätsberichte der Krankenhäuser und stetiger Ausbau ab 2007

Um die Nutzerfreundlichkeit sowohl für die Krankenhäuser im Rahmen der Datenerfassung als auch für die Recherchierenden durch einen erweiterten Datenkranz zu erhöhen, wurde das DKV im Jahr 2007 grundlegend überarbeitet. So wurde die Erfassung der Daten auf die Software IPQ (Internet Portal Qualitätsbericht) umgestellt. Als erste Datenbasis dienten die Qualitätsberichte der Krankenhäuser aus dem Jahr 2006.

2008 wurde das DKV aus der Online-Umgebung der DKTIG-Website herausgelöst und auf ein eigenes Suchportal umgestellt. Seitdem ist es unter https://www.deutsches-krankenhaus-verzeichnis.de zu finden. Das neue Portal wurde im Rahmen einer öffentlichkeitswirksamen „Deutschlandtour“ gemeinsam mit der DKG und den Landeskrankenhausgesellschaften den Krankenhäusern vorgestellt. Seitdem ist es Krankenhäusern möglich, bestimmte Daten jederzeit tagesaktuell zu pflegen. So können Krankenhäuser zum Beispiel bei Chefarzt-Wechseln oder neuen Kontaktdaten eigenständig im Backend die Daten aktualisieren. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal grenzte sich das Verzeichnis von den Marktbegleitern deutlich ab.

Ebenfalls seit 2008 haben Landeskrankenhausgesellschaften die Möglichkeit, eigene Landesverzeichnisse zu nutzen. Die Landeskrankenhausgesellschaften in Sachsen, Berlin und Rheinland-Pfalz bieten heute eigene Landesverzeichnisse an. Darüber hinaus hält auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft im Rahmen der Aufgabenwahrnehmung als nationale Kontaktstelle nach § 219 d SGB V ein eigenes Verzeichnis vor.

Suchende konnten mit dem neuen Portal explizit nach Informationen zum Struktur- und Leistungsspektrum der Krankenhäuser sowie nach Krankheitsbildern und Behandlungsmethoden recherchieren. Ergänzend konnten erstmals die Ergebnisse der externen Qualitätssicherung für ausgewählte Leistungsbereiche abgerufen werden. Für die Suchergebnisse wurde eine Vergleichsmöglichkeit etabliert. Zusätzlich stehen seither im DKV so genannte Kurzprofile der Krankenhäuser zur Verfügung.

Im Jahr 2009 erhielt das DKV Zuwachs in Form einer Stellen- und Gerätebörse. Krankenhäuser können seither kostenfrei offene Stellen im medizinischen und verwaltungstechnischen Bereich in der Stellenbörse inserieren und die Stellenanzeige mit dem Krankenhausprofil des DKV verknüpfen. Über die Gerätebörse konnten Krankenhäuser gebrauchte Klinikbetten oder andere Gerätschaften, die nicht mehr benötigt wurden, anderen Krankenhäusern zur Verfügung stellen. Bis auf einen Spaten, der zum symbolischen Preis von einem Euro abzugeben war, fand die Gerätebörse keinen Zuspruch.

Entsprechend der zunehmenden Verbreitung von Smartphones wurde im Jahr 2011 eine App für iPhone-OS und Android-OS veröffentlicht. Nutzende hatten die Möglichkeit, die Krankenhausrecherche mobil auf ihrem Smartphone auszuführen. Der Daten- und Informationsumfang der App war allerdings auf wesentliche Strukturdaten beschränkt. Heute haben responsives Design und die gute Browser-Darstellung auf mobilen Endgeräten die Apps abgelöst.

Re-Design in 2015

Im Jahr 2015 wurde das Informationsportal generalüberholt und an die Anforderungen seiner Zeit angepasst. Die Einstiegsseite des DKV wurde erneuert, moderner und intuitiver gestaltet. Ziel war, die Klickwege zu vereinfachen und die Suchroutinen über die Kachelfelder transparenter darzustellen. Die zunehmende Komplexität der Qualitätsberichte – und damit der Datengrundlage – zeigte, dass die technische Grundlage des Portals an Grenzen stieß.

Re-Launch in 2020

Nach fast 18 Jahren am Markt wurde das DKV im Jahr 2020 nicht nur optisch, sondern auch technisch auf neue Beine gestellt. Für die Überarbeitung wurden Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien berücksichtigt, die das Informationsbedürfnis bei der Suche nach einem Krankenhaus untersucht haben. Das Portal wurde insbesondere für Patientinnen und Patienten sowie Angehörige einfach nutzbar gestaltet. Neben der höheren Nutzerfreundlichkeit wurden die Suchgeschwindigkeit und die Ergebnisdarstellung optimiert. Dafür wurde das DKV auf ein neues Content-Management-System umgestellt und die Oberfläche, so wie wir sie heute kennen, designt. Das neue DKV wurde im sogenannten „Responsive Design“ unabhängig für alle Endgerätetypen realisiert.

Mit dem Re-Launch wurde zudem eine interaktive Grafik von Frau, Mann oder Kind eingeführt, die eine optische Suche nach Organen bzw. Körperregionen ermöglicht. Auch Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung können das DKV nutzen, die barrierefreie Suche ist mit einem Screenreader zu bedienen.

Das DKV heute

Das DKV hat sich über die Jahre hinweg zu einem der meist genutzten Portale der Krankenhaussuche etabliert. Auch das Bundesgesundheitsministerium nutzt seit 2021 das DKV, um im Nationalen Gesundheitsportal www.gesund.bund.de die Krankenhausrecherche abzubilden.

Seit Neustem können sich Patientinnen und Patienten über digitale Angebote der Krankenhäuser wie Online-Terminbuchungen, Videosprechstunden oder andere telemedizinische Anwendungen informieren. Eine optimierte barrierefreie Suche ermöglicht Personen mit einer Beeinträchtigung eine uneingeschränkte Nutzung des Portals. Auch Betroffene und Angehörige von Long-COVID können gezielt zu spezifischen Versorgungsangeboten recherchieren.

Wie sieht die Zukunft aus

Wie kann die zukünftige Entwicklung des Informationsportals aussehen? Hierzu antwortete uns Herr Dr. Stephan Helm, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen:

„Wir bewegen uns schon heute in einer sehr komplexen Welt, die sich durch eine ungeheure Informationsflut auszeichnet. Das gilt für den gesamten Bereich der Gesundheitsversorgung sowie explizit auch für die Aufbereitung von Gesundheitsdaten.

In Zukunft wird sich das DKV meines Erachtens noch stärker an den Bedürfnissen der Patienten und Nutzer orientieren. Insbesondere Angehörige, die im Internet nach Versorgungsangeboten recherchieren, stehen im Fokus.

Das DKV dient bereits schon heute als Datenbasis für die Krankenhausplanung der Länder. Der Informationsdienst hat das Potential auch anderen Organisation im Gesundheitswesen, wie Krankenversichersicherungen, Ärztekammern oder Kassenärztlichen Vereinigungen, als Datengrundlage zu dienen.

Auch für die Strukturentwicklung einer Region gibt es Aufschluss und wird in Zukunft eine größere Rolle bei der Informationsbeschaffung für politische Institutionen aber auch für Fachkräfte aus dem Ausland spielen, die sich über den Standort Deutschland informieren wollen. Hier sind vor allem zusätzliche Informationen zur Inanspruchnahme des Systems interessant.

Um das zu erreichen sind Krankenhäuser gefordert, mehr Aufwand und Sorgfalt in die Erstellung der Qualitätsberichte fließen zu lassen, so dass keine weißen Flecken in der Darstellung des eigenen Leistungsportfolios entstehen.“ – Dr. Stephan Helm

 Weitere Informationen

Mehr Informationen zum Deutschen Krankenhaus Verzeichnis finden Sie unter: www.deutsches-krankenhaus-verzeichnis.de oder https://dktig.de/deutsches-krankenhaus-verzeichnis/

Ansprechpartner bei der DKTIG: Frank Gallenmüller: +49 341 308951-17

[1] https://www.horizont.net/planung-analyse/nachrichten/Die-Deutschen-und-das-Internet-2002-bis-2008-155313

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